Die Wahrheit befreit
Sven und Sarah machten einmal Ferien bei ihrer Großmutter auf einem Bauernhof. Zu dieser Zeit hatte die Großmutter eine Henne mit 12 Küken. Sven war ganz begeistert von den Tieren. Er sagte zu seiner Großmutter: „Oma, darf ich auf die Küken aufpassen?“ Aber die Großmutter sagte: „Du darfst dir gerne die Küken anschauen. Aber ich passe selber auch auf die Küken auf.“ Sie wusste nämlich, dass Sven manchmal sehr grob mit seinem Umfeld umgeht. Eines Tages kam die Henne mit den Küken an Sven vorbei. Er warf mit einem Papierball auf ein Küken. Leider traf der Ball das Küken an den Kopf und dieses starb. Sven erschrak. Schnell nahm er es, grub ein Loch und legte das Küken in dieses Loch und legte einen schweren Stein darauf, damit niemand etwas sieht. Abends zählte die Großmutter die Küken. Sie erschrak, weil sie nur noch 11 Küken sah. Sie rief Sven: „Sven, weißt du, wo das 12. Küken ist?“ Sven sagte: „Nein, aber heute morgen sah ich eine Krähe, die einmal den Boden streifte und dann weiterflog. Vielleicht hat diese das Küken mitgenommen.“ In dem Moment kam seine große Schwester, die sagte: „Oh ja, die Krähe habe ich auch gesehen.“ Sven war erleichtert. Am nächsten Tag sollte Sarah Arbeiten erledigen. Sie rief Sven: „Sven, bitte hilf mir. Ich schaff das nicht allein.“ Doch Sven antwortete: „Nein, das ist deine Arbeit.“ Daraufhin sagte Sarah: „Hmmmm, wie war das gestern mit der Krähe? Ich habe genau gesehen, wie du das Küken getötet hast. Wenn du mir aber hilfst, werde ich dich nicht verraten.“ Von diesem Tag an tat Sven alles, was Sarah ihm auftrug. Doch sein schlechtes Gewissen ließ ihm keine Ruhe. Ein paar Tage später saß er bei seiner Großmuter. Da fragte er sie: „Oma, wärest du sehr böse auf mich, wenn ich eines deiner Küken getötet hätte?“ Die Großmutter schaute ihn an. Dann sagte sie: „Es käme darauf an, wie das geschehen ist. Würdest du extra ein Küken töten, dann wäre ich sehr traurig. Wenn es aber ein Unfall wäre, der immer passieren kann, dann wäre ich nicht böse.“ Nun fasste sich Sven ein Herz und sagte: „Oma, ich habe das Küken getötet.“ Und dann erklärte er ihr, wie es dazu kam. Da nahm ihn die Großmutter in den Arm und sagte zu ihm: „Sven, ich bin dir nicht böse. Ich danke dir, dass du mir nun die Wahrheit sagst.“ Später kommt auch Sarah nach Hause. Sie setzt sich in die Küche und legt die Füße hoch. Dann ruft sie Sven und sagt zu ihm: „Sven reinige die Küche.“ Aber Sven sagt: „Nein, ich habe jetzt keine Zeit.“ Sarah schaut ihn an und sagt: „Okay, dann werde ich jetzt der Großmutter alles von dem Küken sagen.“ Daraufhin antwortet ihr Sven: „Die Großmutter weiß alles. Ich habe es ihr schon erzählt.“ Sven war so glücklich und so erleichtert und nahm sich vor, demnächst immer sofort die Wahrheit zu sagen. Jetzt hat er selber erfahren, was für Konsequenzen eine Lüge haben kann und wie schnell man dadurch in Abhängigkeit und Angst gerät. Er fühlte sich in der Zeit tatsächlich nicht mehr frei und seine Schwester nutzte das aus. 
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